Manchmal sind es die kleinen Dinge, die einen echten Unterschied machen – vor allem dann, wenn sie genau dort umgesetzt werden, wo es lange nicht möglich schien. Die neue Batterietemperaturanzeige im Škoda ENYAQ der ersten Generation ist genau so ein Fall. Sie ist kein bahnbrechendes Feature. Und doch steht sie sinnbildlich für einen Wandel, der weit über eine einzelne Funktion hinausgeht.
Denn was hier passiert ist, zeigt: Skoda hört zu. Und Skoda liefert.

Was wurde geändert?
Fahrzeuge der ENYAQ-Baureihe mit Software-Version 3.x – also alle Modelle der ersten Generation – erhalten ab sofort eine Batterietemperaturanzeige direkt im Fahrzeug, integriert als kleine App in der bestehenden Software.
Die Anzeige aktualisiert sich alle fünf Minuten und ermöglicht es Fahrerinnen und Fahrern, die Temperatur des Batterie während der Fahrt zu beobachten – ein hilfreiches Werkzeug, insbesondere im Hinblick auf das Schnellladen im Winter oder bei kaltem Akku. Auch wenn es sich dabei nicht um eine aktive Regelung oder ein echtes Preheating handelt, bietet diese Anzeige erstmals eine transparente Grundlage für bewusste Ladeentscheidungen.
Modelle mit Software 4.x oder 5.x (also ENYAQ Facelift oder iV 80/85 Mj 2024/2025) erhalten diese App derzeit nicht – sie verfügen bereits über eine PreHeating-Funktion ab Werk und benötigen diese Anzeige daher nicht zwingend.


Die Entstehung: Ein Community-Wunsch wird Realität
Diese Funktion ist nicht vom Himmel gefallen. Sie ist das Ergebnis eines konkreten Nutzerwunschs – formuliert, diskutiert und argumentiert beim EV Lounge Meetup im September 2024 in Mladá Boleslav.
Dort hat Škoda zum ersten Mal echte ENYAQ-Fahrerinnen und -Fahrer und mich eingeladen, um zuzuhören, Fragen zu stellen – und ehrliches Feedback zu bekommen.
In einer Gesprächsrunde mit Technikverantwortlichen und CEO Klaus Zellmer haben wir unter anderem dieses Thema angesprochen.
„Wenn ihr Preheating (noch) nicht liefern könnt – gebt uns wenigstens die Temperaturanzeige. Damit könnten viele von uns schon besser planen und laden.“
Die Antwort damals:
„Wir schauen, was möglich ist.“
Heute, sieben Monate später, ist klar: Es war möglich. Und Škoda hat gehandelt.
Warum das bemerkenswert ist
In der Automobilwelt – vor allem innerhalb des VW-Konzerns – vergehen oft Jahre von einem Kundenfeedback bis zur Umsetzung. Sofern es überhaupt umgesetzt wird. Softwareänderungen für Bestandsfahrzeuge sind extrem selten und häufig mit hohen Hürden verbunden: Plattform-Abhängigkeiten, interne Priorisierung, Budgets, Schnittstellen zu CARIAD und eine Menge technischer wie politischer Komplexität.
Dass Škoda hier eigenständig und ohne Unterstützung von VW oder CARIAD eine Funktion für bestehende Fahrzeuge entwickelt und ausgerollt hat, ist eine kleine Sensation. Und sie zeigt:
Wenn man will – und es es einfach macht – dann geht auch etwas.
Vier mögliche Wege – Škoda wählte den besten
Škoda hätte viele Gründe (oder Ausreden) gehabt, nichts zu tun. Im Grunde gab es vier denkbare Optionen:
- Ignorieren – was oft der Weg war, den viele Konzerntöchter wählten.
- Anfrage bei CARIAD – mit ziemlich erwartbarer Reaktion und offenem Ausgang.
- Integration in die MyŠkoda App – wäre denkbar, aber unpraktisch für die Nutzung während der Fahrt.
- Eigene App direkt im Fahrzeug entwickeln – genau das haben sie getan.
Was bedeutet das für die Preheating-Debatte?
Natürlich ersetzt diese Anzeige kein echtes Preheating. Das bleibt weiterhin der große Wunsch vieler Fahrerinnen und Fahrer der ersten ENYAQ-Generation – völlig zu Recht. Und ich bleibe dabei das der VW Konzern dies zu liefern hat. Denn die Mehrheit aller E-Autos aus diesem Konzern, die aktuell auf der Strasse ist, stammt aus der ersten Generation und hat kein PreHeating.
Die offizielle Stellungnahme von Škoda dazu lautet:
„We are evaluating the situation regarding the preheating functionality and are working on possible solutions. Due to the complexity of the topic, we can not provide any estimation when an integration of this feature for Škoda Enyaq vehicles with 3.x software will be possible. We ask for your understanding and will inform you, as soon as we can share more details.“
Viele hätten diese Aussage früher als Ausrede abgetan – und vielleicht war sie das auch.
Doch das neue Vorgehen lässt hoffen: Škoda meint es offenbar ernst. Sie haben geliefert, wo sie es selbst konnten. Preheating können sie nur einfordern – nicht selbst umsetzen. Dafür braucht es CARIAD, VW und die Zulieferer, die die Steuergeräte bereitstellen.
Trotzdem: Die neue Batterietemperaturanzeige ist ein greifbares Zeichen, dass man die early adopter, die Kunden der ersten Generation nicht vergessen hat.
Mein Fazit: Hoffnung durch Handlung
Diese App ist keine Revolution. Aber sie ist ein Statement. Ein Zeichen dafür, dass bei Škoda nicht nur in Produktbroschüren von Kundennähe gesprochen wird. Und sie ist ein Signal an alle anderen Marken im Konzern: So geht es auch.
Wenn Škoda in einem komplexen Softwareumfeld eine nützliche Funktion in 7 Monaten entwickeln, testen und ausrollen kann – dann darf die Ausrede „zu kompliziert“ künftig nicht mehr gelten.
Ich bleibe jedenfalls dran – für euch und mit euch. Und ich hoffe, dass Preheating nicht nur ein Wunsch bleibt, sondern irgendwann Realität wird. Denn: Skoda hat gezeigt, dass sie zuhören können. Jetzt liegt es am Konzern, auch liefern zu wollen.