Škoda stellt um: 135 kW Ladeleistung wird Standard im ELROQ 85 – und das ist keine schlechte Nachricht.

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Warum maximale Ladeleistung beim E-Auto oft in die Irre führt

Hersteller überbieten sich gern mit Zahlen: 250 kW hier, 175 kW dort. Klingt beeindruckend – ist aber meist wenig aussagekräftig. Denn dieser eine Moment, in dem ein Fahrzeug vielleicht kurz 250 kW zieht, sagt rein gar nichts darüber aus, wie schnell du im Alltag wirklich laden kannst.

Gerade bei Škoda sorgt das aktuell für Verwirrung: Die neue 135 kW Batterie im ELROQ ersetzt die 175 kW Variante. Viele denken: Das ist schlechter. Doch das Gegenteil ist der Fall – und dieser Beitrag zeigt, warum

Leider ist dies nicht besonders intuitiv, besonders nicht für Einsteiger in die Elektromobilität. Denn wer erinnert sich schon an die entsprechenden Unterrichtsstunden in Physik zurück. Oder gar an Mathematik und Integralrechnung. Die gute Nachricht: Das brauchst Du auch nicht, denn dieser Artikel bringt Licht ins Dunkel.

Die Mär vom Maximalwert

Ein gern genutztes Marketinginstrument ist die sogenannte Peak-Ladeleistung – also der höchste Momentwert, den ein Fahrzeug unter optimalen Bedingungen erreichen kann. Beispiel: Tesla Model Y Long Range – dort steht „250 kW Ladeleistung“. Und bei Skoda eben 175kW oder 135kW.

Aber was steckt dahinter? In der Praxis lädt ein Model Y Long Range von 10–80 % in ca. 27 Minuten – das entspricht einer durchschnittlichen Ladeleistung von rund 125–130 kW. Der „250er Peak“ wird nur für Sekunden erreicht – meist bei sehr niedrigem SoC und idealen Bedingungen und nur an den hauseigenen Superchargern, die dafür kurzfristig mehr Strom bereitstellen müssen. Mehr als der Ladestandard „CCS“ in seiner Norm vorsieht. Alles fürs Marketing.

Zum Vergleich: Der Škoda ELROQ 85 mit 135 kW Batterie braucht für 10–80 % ebenfalls 28 Minuten, bei einer durchschnittlichen Ladeleistung von 120–125 kW. Das gilt aber auch für den ELROQ 85 mit einer 175kW Batterie. Er braucht ebenfalls 28 Minuten. Klingt erst einmal unlogisch, ist es aber nicht.

Ladezeiten nach Ladestand des Skoda ENYAQ und ELROQ mit 175kW Batterie und 135kW Batterie

Unterm Strich: Kaum Unterschied. Und doch hört es sich beim Tesla nach so viel mehr an. Gerne werden auch andere Spannen genutzt, z.B. 20-80%. Dies erschwert die Vergleichbarkeit. Für mich ist das unnötige Verwirrung der Kund:innen. Damit erweist man der E-Mobilität einen Bärendienst.

Was wirklich zählt: Die Ladeleistung im Alltag

Die Praxis sieht ohnehin anders aus. Denn kaum jemand nutzt die von den Herstellern angegebenen Spannen beim Schnellladen. Das zeigen Daten von Ladeanbietern.

  • Kaum jemand steckt bei 10% oder weniger an.
  • Die meisten laden von 20–30 % auf 80 % oder sogar darüber hinaus.
  • Nur wenige Leute laden lediglich im unteren Bereich von 10-50%.

Und da die meisten E-Autos über einen recht grossen Bereich von 50-70% der Batteriekapazität geladen werdenn ist die durchschnittliche Ladeleistung entscheidend. Denn dort zeigt sich, wie viel Energie dein Fahrzeug in einem bestimmten Zeitraum aufnehmen kann – und nicht, was kurz am Display glänzt.

E-Autos laden nicht linear, sondern folgen einer sogenannten Ladekurve. Diese zeigt, wie sich die Ladeleistung in Abhängigkeit vom SoC (State of Charge) verändert.

  • Zu Beginn, bei niedrigem SoC, ist die Ladeleistung meist am höchsten.
  • Ab einem bestimmten Punkt fällt sie deutlich ab, um den Akku zu schonen.

Hier zwei Beispiele aus der Praxis (ENYAQ 85 und 85x – technisch identisch mit dem ELROQ 85):

  • Die 175 kW Batterie startet stark, fällt aber ab 40 % SoC spürbar ab und ist ab ca. 50–60 % deutlich unter 150 kW.
  • Die 135 kW Batterie hat einen konstanten, stabilen Verlauf mit 115–125 kW bis weit über 70 % SoC.

Ergebnis: Eine gleichmäßig hohe Ladeleistung bringt im Alltag mehr als ein kurzer Peak.

Infrastruktur: Die Säule limitiert mit

Die Theorie der 175 kW Batterie basiert auf idealen Bedingungen. Doch viele laden an 150 kW-Säulen oder teilen sich 300 kW-Säulen mit anderen.

An einer 150 kW Säule:

  • Die 175er kann ihren Vorteil kaum ausspielen denn sie lädt in der Spitze ohnehin nur mit 150 kW.
  • Der reale Zeitvorteil schrumpft auf ca. 30 Sekunden bis 40 % SoC.
  • Danach fällt die Ladeleistung stark ab – kein Vorteil mehr gegenüber der 135er.

Die Ladezeit von 10–80 % liegt dann bei der 175er real bei rund 30 Minuten während die 135 kW Batterie weiterhin mit 28 Minuten von 10-80% lädt und somit bereits schneller ist.

Ist 135 kW Ladeleistung noch zeitgemäß?

Die Frage taucht oft auf – vor allem im Vergleich mit Fahrzeugen, die heute mit 200, 250 oder sogar 300 kW Peak werben. Doch man muss unterscheiden:

Der ELROQ nutzt eine 400-Volt-Architektur.

Das bedeutet: Seine Ladeleistung liegt technisch im Bereich, den aktuelle 400V-Fahrzeuge erreichen können. Werte um 120–130 kW im Durchschnitt sind absolut konkurrenzfähig – wie z. B. auch beim Tesla Model Y Long Range oder BMW iX3.

Wer signifikant schneller laden will, braucht eine 800-Volt-Architektur (z. B. bei Hyundai IONIQ 5, Porsche Taycan oder Kia EV6). Diese Systeme können dauerhaft über 200 kW halten – sind aber deutlich aufwendiger und teurer.

Für die meisten Nutzer:innen bietet der ELROQ mit 135 kW ein sehr gutes Verhältnis aus Geschwindigkeit, Effizienz und Systemkompatibilität.135 kW ist (noch) nicht veraltet – sondern ein gut abgestimmter Kompromiss für die 400V-Welt in 2025.

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